Was ist ACTIVATE?
Das Projekt ACTIVATE ist ein Verbundprojekt verschiedener Partner. Im Fokus steht die verbesserte Versorgung kritisch kranker Menschen in der lntensivtherapie und -pflege durch die Bereitstellung nutzerspezifischer Technik. Diese umfasst die Entwicklung eines innovativen Eingabegerätes mit intuitiver Bedienung und eines darauf abgestimmten Ausgabegerätes.
ACTIVATE will hiermit die frühestmögliche kommunikative lnteraktion zwischen PatientInnen und Pflegenden erreichen. Dies ist von besonderer Bedeutung, um PatientInnen effektiv bei der Wiedererlangung ihrer psychischen und physischen Funktionen zu unterstützen.
Im Gegensatz zu bisher verfügbaren Systemen verfolgt ACTIVATE dabei einen Ansatz zur automatischen Anpassung der jeweils verwendeten Ein-/Ausgabegeräte an den jeweiligen Patientenzustand.
Das Projekt wird im Förderschwerpunkt „lnnovationen für die Intensiv- und Palliativpflege“ finanziert. Damit ist es Teil der BMBF-Initiative „Pflegeinnovation 2020“ mit dem Förderschwerpunkt „Mensch-Technik-lnteraktion“ – und partizipiert somit an der Forschungsagenda der Bundesregierung für den demografischen Wandel.
Motivation
Ein Aufenthalt auf der Intensivstation ist für PatientInnen mit vielen körperlichen und seelischen Belastungen verbunden. Dies gilt insbesondere für die Phase des Aufwachens aus einer längeren Bewusstlosigkeit und Beatmung. Furcht, Gefühle der Fremdheit, ldentitätsverlust aber auch unzureichend behandelte Schmerzen konnten bislang nicht gezielt mitgeteilt werden.
Forschungsergebnisse zeigen, dass es in dieser Phase besonders wichtig ist, frühzeitig mit den Betroffenen zu kommunizieren, ihnen Informationen zu geben und sie zu aktivieren. Bisher stehen dem Pflege- und Behandlungsteam für die Kommunikation kaum effektive Hilfsmittel zur Verfügung. Moderne Kommunikationstechnologien z. B. Smartphones sind zwar im Alltag weit verbreitet, werden jedoch noch nicht in der Intensivtherapie genutzt.
An diesem Punkt setzt ACTIVATE, ein Verbundprojekt verschiedener Partner aus Wissenschaft, Klinik und Wirtschaft an.
Schwerpunkte
Der erste Teil von ACTIVATE beinhaltet die Entwicklung eines neuen innovativen Eingabegerätes – in Form eines Balls für die Nutzung im Bett (BIRDY).
Der zweite Bereich von ACTIVATE umfasst die Entwicklung eines modularen Software-Baukastensystems zur dynamischen Entkopplung von Eingabegeräten und Anwendungen.
Der dritte Schwerpunkt von ACTIVATE ist die anwendungsorientierte und benutzerzentrierte Entwicklung eines hybriden Ansatzes, der die Vorteile adaptiver und adaptierbarer Mensch-Technik-Schnittstellen kombiniert. Dadurch werden diese in idealer Weise auf den Gesundheitszustand der PatientInnen und den spezifischen Anwendungskontext angepasst.
Idee
Bisher beschränkten sich verfügbare Mittel zur Unterstützung der Kommunikation im intensivmedizinischen Bereich in der Regel im Praxisbereich zumeist auf analoge Hilfsmittel in Bild und Schrift (z. B. Bilder- oder Worttafeln). Deren Anwendung wird jedoch als zeitaufwändig empfunden und bietet nur sehr limitierte Verständigungsmöglichkeiten.
Hier setzt ACTIVATE mit der Entwicklung einer neuartigen interaktiven Technologie an, die mehr bietet als reine Kommunikation.
Ziel
Ein Schwerpunkt von ACTIVATE ist das speziell an die Patientengruppe angepasste ballförmige lnteraktionsgerät BIRDY. Dieses ist mit umfangreicher Sensorik und Aktorik ausgestattet und kann aufgrund der rotationssymmetrischen Nutzung und der hygienischen Realisierung über induktive Aufladung direkt am Körper der PatientInnen eingesetzt werden. Der Ball wird somit zum intuitiven Kommunikationsinstrument.
Das Besondere: Häufig registrierte Belastungen wie Furcht, Gefühle der Fremdheit, ldentitätsverlust oder unzureichend behandelte Schmerzen in der Aufwachphase können durch die neue lnteraktionsmöglichkeit der eingeschränkten PatientInnen vermieden werden. Mit dem Ergebnis: Die Lebensqualität und die Selbstbestimmung der Betroffenen werden erhöht.
Umsetzung
Die Umsetzung des Projektes umfasst die Entwicklung eines technischen (Software-)Systems zur situativen Einbindung von Komponenten zur Mensch-Technik-Interaktion (MTI). Dazu gehört die Entwicklung eines neuartigen ballförmigen Eingabegerätes für die Verwendung im Bett und die nutzerzentrierte Entwicklung von Interaktionsmechanismen und -inhalten.
Der im Projekt entwickelte Demonstrator wird anschließend in einem klinischen Feldversuch evaluiert. Zudem wird durch das innovative Eingabegerät eine intuitive Bedienung erstmals auch für schwer- und schwerstkranke PatientInnen ermöglicht.